Auf ein Wort

Sommerwort 2024

Liebe Besuchende unserer Homepage

„Schreibst Du etwas zum Sommer?“
fragt er mich. Ich bejahe.
„Aber nicht so was wie immer, Strand und Ausruhen und so“ fügt er an.
„Vielleicht auch“, antworte ich, „aber eigentlich geht mir anderes durch den Sinn.“

Das Leben ist bunt, mit viel Mutigem, Starkem, Beherztem, wie Hannover für sich als ausrichtende Stadt des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2025 wirbt.
Das Leben ist aber auch trist wegen mancher Verarmung, mancher Unterdrückung, mancher Schandtat.

„Täter und Opfer“ ist in vielen Titelzeilen in unserer umfangreichen Presselandschaft enthalten. Dazu fällt jedem etwas ein, Erwartbares, Ungewohntes, Ernstes, Hilfreiches, Polemisches, Wahrheitsverdrehendes.
Das Thema treibt mich um.

„Täter und Opfer“ in einem evangelischen Sommerwort? Ja. Vielleicht gerade.
Nur weil Sommer ist, bleibt das Alltägliche, ob gravierend oder nicht, nicht stehen. Jeder Tag, jede Entscheidung, jedes Verhalten bringt uns in Bewegung, ja mitunter in Wallung.

„Täter und Opfer 1“
Krieg ist Krieg und nicht nur „militärische Operation“, wie Putin verschleiert. Städte, Schulen und Stromversorgung werden in der Ukraine in Schutt und Asche gelegt, Soldaten, Kinder, Alte werden umgebracht. AfD und BSW verlassen den Bundestag, wenn der Präsident der Überfallenen spricht, mahnt, bittet.
Selig sind, die Frieden stiften“, sagt Jesus in Mt. 5, aber Täter und Opfer verwechseln? Nein. Um Gottes willen.

„Täter und Opfer 2“
Bittere Wirklichkeit hinterlässt Spuren im Bereich sexualisierter Gewalt. Trainer, Betreuer, Mediziner, Regisseure, Wohnwagenbewohner (Lügde), Angehörige, Bandstars u.v.a.m. – Missbrauch und Übergriff ist entsetzlich weit verbreitet und kriminell, juristisch und moralisch.
Die „Unantastbarkeit der Würde des Menschen“ nach 12 Jahren der braunen Diktatur ist nicht zuletzt durch die christliche Tradition (zu Recht) 1949 neu in das Grundgesetz geschrieben worden.
Besonders bewegt es mich, wenn Hauptberufliche der Kirchen an Gewalt und Missbrauch beteiligt sind. Als Täter. Weil jedes Opfer eines zu viel ist. Es sind Schläge gegen Wehrlose und ihre Würde, gegen die Glaubwürdigkeit des Amtes, gegen Gott selbst. Da kann es nur eines geben: überzeugendes Aufklären, verantwortliches Beurteilen, striktes Ahnden und vor allem die Opfer zu ehren und ihnen zu helfen.

„Täter und Opfer 3“
Schlechtes Reden gab es schon immer. „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ sagen die Zehn Gebote. Mit der Vielzahl digitaler Medien wächst in der Scheinanonymität das Ungezogene, Taktlose, Brutale, Hässliche und Gewalttätige in vielen Menschen dort, wo sie Kommunikation so ausfüllen, dass Hetze und Rassismus, Lüge und Beleidigung bis zur Bedrohung Raum greifen. Wie schäbig einerseits, wie verletzend andererseits. Wer hat das nötig, frage ich mich. Wir alle und der Gesetzgeber voran müssen für mehr Achtung und für mehr Schutz Aufmerksamkeit entwickeln. Und wie man Täter zur Rechenschaft ziehen kann.

Also, deute ich meinem Gesprächspartner an: Strand darf sein, Familienzeit, auch Ausruhen im Sommer 2024. Aber Wachbleiben und bei den Themen unserer Gegenwart nicht einfach wegsehen und einschlafen, das muss sein.

Einen erholsamen, wachen Sommer wünsche ich,
Ihr Pastor Matthias Fricke

Matthias Fricke Zieseniß 2
Pastor Matthias Fricke-Zieseniß