Wort zum November 2025
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Liebe Leserinnen und Leser,
der November ist traditionell ein Monat des Gedenkens.
Nicht nur, weil die frühe und späte Sonne des Sommers und des Herbstes endgültig ad acta ist und vermisst wird. Das Gedenken gilt Krieg und Frieden, dem Tod durch Gewaltherrschaft und später dem Tod von Menschen aus der Gemeinde im ablaufenden Kirchenjahr.
Hier nun ein paar Gedanken aus dem Erinnerungsgottesdienst am Volkstrauertag 2025:
„Tun.
Tun ist Tun.
Tun kann auch Unterlassen sein.
Mit beidem können wir Erfolg haben.
Mit beidem aber können wir auch große Fehler machen.
Im privaten wie im politischen Leben.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Ein Text aus der biblischen Erzählung vom großen Weltgericht im Matthäusevangelium. Oder anders gesagt: Eine Reflektion zu verantwortlichem Handeln vor Gott und den Menschen.
Tun.
Zum Tun gehört Vernunft.
Und das Entdecken einer Möglichkeit zum Handeln.
Und Gewissen gehört zum Tun.
In diesem Dreiklang aus Vernunft, Möglichkeit und Gewissen dient das Tun dem Guten.
Dem Frieden.
Unvernunft, verpasste Chance und Gewissenlosigkeit
dienen dem Unfrieden, dem Chaos, dem Verbrechen, je nach dem.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Indem wir der Kriegsopfer in Uniform und ohne gedenken,
halten wir Erinnerung wach,
persönliche und politische Erinnerung.
Verweigerte Erinnerung macht Gegenwartserkenntnis schwerer und die Wiederholung von Extremismus, Hass und Krieg leichter.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Geringste Brüder.
Und Schwestern.
Erschossen, zerrissen, vergast, ermordet, ertrunken, ausgebombt.
Dahinter stehen Menschen und ihr Leben,
stehen Väter und Verlobte, Frauen und Kinder, Minderheiten wie Homosexuelle, Behinderte, Juden, Sinti, stehen einzelne wie Bonhoeffer und sein Galgen von Flossenbürg im April 1945,
stehen Brüder und Schwestern.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Die Zeit der Täter von damals ist längst abgelaufen.
Sie wurden verurteilt oder entkamen.
Sie gaben zu oder leugneten.
Sie setzen Masken auf oder bereuten offen.
Die Zeit der Täter von heute ist heute.
Sie spalten, hetzen, lügen.
Sie annektieren, spielen mit gezinkten Karten,
überfallen, führen Krieg gegen Soldaten, Städte, Krankenhäuser, Bauern auf dem Feld, Kinder.
Wir könnten viele Beispiele finden.
Und müssten Beispiele nennen und festhalten gegen die Vergesslichkeit.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt.25,40)
Wo es um Menschen geht, geht es um Gott.
Wo es um Gott geht, geht es um Menschen.
Wir sind eins.
Kinder und Vater.
Weinende und Tröstender.
Herde und Hirte.
Suchende und Haltender.
Wir dürfen uns aufmachen, mehr vom Frieden zu sprechen,
von einem, der nicht heißt Unrecht und Demütigung,
Freiheitsberaubung und Unterdrückung,
von einem, der Würde und Wohl wieder herstellt,
Integrität und Selbstbestimmung großschreibt
und Menschen in Freiheit und Eigenverantwortung
neu zum Leben einlädt.
Amen.“