Warme, trockene Zuflucht bei netten Menschen in dunkler Jahreszeit

Nachricht 14. November 2017
Martinimarkt12112017Engelchen1

Martinimarkt ist Anlaufpunkt für viele

Eigentlich war beim diesjährigen Martinimarkt des ev.-luth. Gemeindeverbunds Sarstedt nicht viel anders als sonst. Es gab einen Gottesdienst in der St. Nicolai-Kirche zu Beginn, den Markt eröffnete Rolf Peterß vom Verbundsvorstand und im Saal an der Eulenstraße lockten Kuchenbuffet und Kunsthandwerkstände. Doch diesmal – es mag ein subjektiver Eindruck sein – war es noch runder, wärmer, gemütlicher als sonst. Friedlicher.

In der Kirche…

Den Gottesdienst hielt Pastor Peter Borcholt von der St. Paulus-Gemeinde. Er betonte die besondere Atmosphäre im Herbst, „eine Zeit der Gnade, eine nachdenklich machende Zeit“, wenn es auf das Jahresende zugehe.

Die Lieder waren voll Endzeitstimmung und doch auch voller Hoffnung auf den guten Ausgang, mit Jesu Hilfe.

Die Predigt hielt Pastor Borcholt zu Lukas 11, 14-23. Die Bibelstelle handelt vom Kampf Gut gegen Böse, den Dämonen gegen das Reich Gottes; davon, wie Jesus einem Stummen die Dämonen austreibt und deshalb angefeindet wird. Man wirft ihm vor, das Böse mit Bösem bekämpft zu haben, mit der er im Bunde stehe. Jesus argumentiert dagegen: „Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und ein Haus fällt über das andre. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen?“ (Lukas 11, 17-18).

Pastor Borcholt legte den Text aus, bezog ihn auf Aktuelles. Mit Verweis auf das eine Woche vorher stattgefundene Massaker von Texas sagte er, die „Verherrlichung von Gewalt und Waffen“ sei das eigentlich Dämonische. „Das Böse mit Bösem bekämpfen, das funktioniert nicht. Man kann nicht Gewalt zum Normalfall machen.“ Jesus habe bei Lukas die „Dämonen mit dem Finger ausgetrieben, nicht mit der Faust. Der Weg des Reich Gottes ist ein anderer.“ Wer Gewalt verherrliche und in deren Kreislauf einsteige, der lasse sich auf das Spiel der Dämonen ein und auf ihre Spielregeln. Eine Predigt, knapp auf den Punkt und mit aktuellem Bezug, die viel Zuspruch bei den Gottesdienstbesuchern fand. Diese allerdings waren nicht so reichlich, wie es zu wünschen gewesen wäre. Bei Nieselregen sonntagsmorgen zur Kirche war für viele wohl zu harte Kost.

im Saal…

Beim anschließenden Martinimarkt allerdings sah das anders aus. Der Gemeindesaal füllte sich ab Mittag kontinuierlich, Suppe und Fischbrötchen, Bratwurst und Steak, Torte und Kuchen sorgten für zufriedene Bürgerinnen und Bürger, ebenso wie der vor Ort frisch gepresste Apfelsaft im Zelt der Heiseder St. Nikolai-Gemeinde. Das Familienzentrum Oppelner Straße und die Nachbarschaftshilfe SPONTAN informierten gleich neben der Kaffeetheke über ihre Arbeit.

Die Menschen stöberten zwischen bunten Socken und knusprigem Backwerk, Bücherstand und Bärenland. Hier hatte Doris Brodhage am Stand des St. Nicolai-Hobbykreises eine sympathische Schar flauschig-felliger Lieblingstiere dekoriert, alle von ihr handgefertigt und alle mit einem kleinen Hauch von Seele im putzigen Gesicht. Seit über zwanzig Jahren ist sie beim Martinimarkt dabei. Daneben zogen große, stoffbezogene Pinnwände die Blicke auf sich, von den Damen des Hobbykreises gefertigt. Am anderen Ende des Saals verkaufte Ingrid Küter ihre Laubsägearbeiten: kleine Winterlandschaften mit Kerzenhalter, Vogelfutterstationen und mehr. Wie immer ein Pflichtziel für viele Besucherinnen war der Marmeladenstand von Siegfried Friese, der nicht nur für „das Übliche“ gut ist. Stattdessen finden sich bei ihm auch seltene Zutaten aus eigenem Anbau wie Birne, Kornelkirsche und Aroniabeere. 80 Prozent seines Erlöses spendet der Harsumer regelmäßig für die Kirchenmusik in St. Nicolai.

Honig und Acrylmalerei, die beliebten Überraschungspäckchen, ungewöhnliche Näharbeiten, selbstgebackenes Brot, Karten mit Gedichten, Geschichten, gepressten Blumen, Scherenschnitten oder Selbstgemaltem, all das wurde beguckt, bestaunt und zur Freude der Aussteller oft auch gekauft. Und auch zum Glück des Gemeindeverbunds. Denn mit dem beim Martinimarkt erzielten Gewinn wird regelmäßig die Stelle der Diakonin Gritlis Rowel mitfinanziert. Rowel ist in den Verbundsgemeinden vor allem in der Jugendarbeit tätig.

Dazu trug auch wieder die Schätzaktion bei: Diesmal sollte das Gewicht das bereitliegenden Glockenklöppels geschätzt werden. 144 Personen, junge wie alte, beteiligten sich und schätzten die ganze Bandbreite von 3 kg bis 33 kg. Richtig waren hingegen 9,4 kg. Auf jeweils 9,5 kg hatten Petra Sand und Celina Bormann getippt. Die Pattsituation löste die erwachsene Sand auf charmante Weise: Sie verzichtete zugunsten der jugendlichen Mitgewinnerin auf den Hauptgewinn, ein Damenfahrrad.

und draußen…

Während es drinnen im Saal kuschlig warm und anheimelnd hell war, nieselte es draußen vor sich hin. Das hielt aber vor allem junge Familien nicht vom abendlichen Spaziergang mit Laterne ab. Nach einer Andacht von Pastor Matthias Fricke-Zieseniß in St. Nicolai ging es raus in die Dunkelheit, gut begleitet von der Feuerwehr, immer dabei das Sarstedter Blasorchester. Auf den Anblick des üblicherweise voranreitenden St. Martin hoch zu Ross hingegen mussten die Kinder verzichten. Das Pferd, so Marion Wegener, Leiterin der Kita St. Nicolai, die diesen Programmpunkt normalerweise ebenso wie die Kinderaktionen in der Kita während des Martinimarktes organisiert, habe sich am Vorabend auf der Weide verletzt. „Bald ist es bestimmt wieder gesund“, tröstete Pastor Fricke-Zieseniß. Und auch auf das traditionelle St. Martin-Spiel in der Kirche wurde diesmal verzichtet. Allerdingt bewusst: „Wir haben uns in den letzten zwölf Monaten anlässlich des Reformationsjubiläums viel mit Martin Luther beschäftigt. Zwei Martine, das hätte die Kinder völlig durcheinander gebracht“, so Wegener.