Der kleine Besucher war ein bisschen schüchtern, als er so von Sylvia Soller in der vergangenen Woche den Kindern der St. Nicolai-Kita in Sarstedt vorgestellt wurde. Das war aber auch verständlich: die 21 Vorschulkinder waren viel größer und auch deutlich lauter als ihr Gast.
„Bumble Bee“ haben sie ihn umgehend getauft, auch wenn keiner weiß warum. Denn das Kerlchen hat keine Flügel, sondern vier Beine, eine hochempfindliche Nase und fast am ganzen Körper Stacheln, wie es sich für einen Igel gehört. Rund 8000 sind es bei einem erwachsenen Igel, bei jungen Tieren, „Bumble Bee“ ist noch klein, deutlich weniger.
Sylvia Soller, Küsterin der St. Nicolai-Gemeinde und Kita-Mutter, ist seit Jahren als Igel-Mama aktiv: „Jedes Jahr päppele ich sechs bis acht bei mir zu Hause auf.“
Ende Oktober sollten die kleine Stachelkugeln rund 600 Gramm mindestens auf die Waage bringen, doch Nahrungsmangel macht es ihnen immer häufiger schwer, das nötige Gewicht zu erreichen. „In Steingärten finden Igel nichts. Und in super aufgeräumten Gärten ohne Laub und Unterholz auch nicht. Weder Insekten, die sie fressen können, noch einen sicheren Unterschlupf für den Winter.“ Deshalb bringen immer wieder Menschen Jungtiere zu Soller und zu den anderen Igel-Kümmerern, die in einem losen Netzwerk verbunden sind. „Gerademal 200 Gramm haben manche, wenn sie eigentlich mindestens das Drei- bis Vierfache haben müssten.“
Soller findet es daher wichtig, schon den Nachwuchs zu sensibilisieren. Vor dem leibhaftigen Besuch des kleinen Säugetiers hatte sie in der Kita deshalb mittels Power Point Präsentation über die Tiere, ihren Lebensraum und Nahrung berichtet und was zu tun ist, wenn man einen findet, der es nicht ohne Hilfe schaffen würde.
Katzenfutter ohne Gelee oder Sauce, Wasser, sowie Trockeninsekten würden helfen. Aber auch ein ruhiges, frostfreies Plätzchen in einem räubersicheren Käfig im Gartenschuppen für den rund fünfmonatigen Winterschlaf. Dass das ins Geld geht, ist klar. Soller würde sich daher wünschen, dass die vielen ehrenamtlichen Igel-Mamas nicht nur hin und wieder ein Dankeschön, sondern auch von Zeit zu Zeit etwas finanzielle Unterstützung für die Verpflegung der vom Aussterben bedrohten Tiere erhielten. Die größeren Anbieter wie das Igelhaus in Laatzen, die aber regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, können Spendenquittungen ausstellen. Wenn man in Sarstedt und Umgebung den Ehrenamtlichen helfen möchte, dann kann man sich zum Beispiel mit Dieter Goy vom NABU in Sarstedt in Verbindung setzen, der Spenden weiterleiten und Spendenquittungen ausstellen würde.
Igel sind eine sehr alte Tierart, manche schätzen, es gibt sie seit rund 20 Mio. Jahren auf der Erde. Sie haben ihren Platz im Kreislauf der Natur, der Evolution und des Nahrungskreislaufes. Sie sind wichtige Insektenfresser, kümmern sich auch gelegentlich um Aas und räumen damit im Garten unauffällig auf.