Ökumenischer Meilenstein

Nachricht 17. März 2017

Deutschlandweit Selbstverpflichtung im Gottesdienst

Versöhnungsgottesdienst12032017Borcholt
Foto: Steffani-Böringer

Sarstedt (stb). Erstmals wird ein Reformationsjubiläum nicht mehr vom Geist der Abgrenzung überschattet, sondern vom Geist der Verbundenheit mit allen christlichen Konfessionen bestimmt. Am vergangenen Wochenende legten die katholische wie die evangelischen Kirchen in Deutschland Zeugnis ab, dass sie es ernst meinen mit dem „Aufeinander zugehen“. Erst am Samstag, dem 11. März, in einem zentralen ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst „Erinnerung heilen – Christus bezeugen“ mit hochrangigem Besuch aus Kirche und Politik in der Michaelis-Kirche in Hildesheim, dann gleich darauf am Sonntag, dem 12. März in der St. Nicolai-Kirche in Sarstedt.

Der Sarstedter Gottesdienst, den die Pastorin und die Pastoren Schiwek, Borcholt und Fricke-Zieseniß zusammen mit Vikarin Hartmann und Pfarrer Harald Volkwein hielten, war geprägt von einem bemerkenswert offenen Miteinander und dem ehrlichen Willen, den Wert der jeweils anderen Konfession anzuerkennen. In einem lockeren Dialog unterhielten sich Matthias Fricke-Zieseniß und Harald Volkwein über vermeintlich Trennendes sowie beglückende Momente des Miteinanders und auch den Moment, wie sie als kleine Jungen erstmals erkannten, dass sie „evangelisch“ oder „katholisch“ sind.

Höhepunkt des Gottesdienstes war jedoch die Verlesung und anschließende Besiegelung durch Unterschrift einer „Selbstverpflichtung“, in der Katholiken wie Protestanten vieles versprachen,  was noch vor ein paar Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre, so die Förderung der „ökumenischen Grundhaltung“ in konfessionsverbindenden Ehen, das gemeinsame Handeln in Fragen von Diakonie und Caritas, Friedenssicherung und Wahrung der Menschenrechte, die Hervorhebung der grundlegenden Gemeinsamkeiten im Glauben und vor allem „alles zu unterlassen, was Anlass zu neuen Zerwürfnissen zwischen den Kirchen gibt“. Deutschlandweit ist diese Selbstverpflichtung in den Versöhnungsgottesdiensten verkündet worden. In Sarstedt konnten alle Besucher beim anschließenden Umtrunk im Gemeindehaus ebenfalls die Verpflichtung mit ihrer eigenen Unterschrift bekräftigen.

 

Der Text der „Selbstverpflichtung“, der deutschlandweit in ökumenischen Gottesdiensten zum Reformationsjubiläum, die unter dem Motto „Erinnerung heilen“ standen, verlesen wurden:

Lit. kath.
Liebe Schwestern und Brüder, dieser Gottesdienst soll nicht folgenlos bleiben.

Lit. ev.
Wir sehen uns gestärkt, konkrete Schritte zu gehen, die unser Gebet, unsere Lehre und unser Handeln im Geist der ökumenischen Geschwisterlichkeit verändern.

Lit. kath.
Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes verpflichten wir uns, die grundlegenden Gemeinsamkeiten im Glauben in allen Formen der Verkündigung hervorzuheben und auf dem Weg des ökumenischen Lernens kontinuierlich voranzuschreiten

Lit. ev.
Im Vertrauen auf die Kraft des heiligen Geistes verpflichten wir uns, gemeinsam in der Welt Zeugnis von Gott anzulegen, der ein Gott des Friedens und der Hoffnung ist. Wir verpflichten uns, wo immer es möglich ist, gemeinsam zu handeln und einander aktiv zu unterstützen, nicht zuletzt in Fragen der Caritas und Diakonie, der sozialen Gerechtigkeit, der Friedenssicherung und der Wahrung der Menschenrechte.

Lit. kath.
Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes verpflichten wir uns, die ökumenische Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens zu fördern und zu intensivieren. Dabei wollen wir uns an der Carta Oecumenica orientieren, auf die wir uns gemeinsam in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen verpflichtet haben. Wir wollen in allen Gottesdiensten für die ökumenischen Partnerinnen und Partner beten.

Lit. ev.
Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes verpflichten wir uns, alles zu unterlassen, was Anlass zu neuen Zerwürfnissen zwischen den Kirchen gibt. Wir verpflichten uns, in ethischen Fragen, die zwischen uns strittig sind, vor Entscheidungen den Dialog zu suchen.

Lit. kath.
Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes verpflichten wir uns, den konfessionsverbindenden Ehen alle Hilfestellungen zu leisten, die ihren gemeinsamen Glauben stärken und die religiöse Erziehung ihrer Kinder fördern. Wir verpflichten uns, die ökumenische Grundhaltung in den konfessionsverbindenden Ehen in unseren Kirchen fruchtbar werden zu lassen.

Lit. ev.
Im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes verpflichten wir uns, weitere Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen zu gehen.

Lit. kath.
Vor Gott gehen wir diese Verpflichtungen ein.

Lit. ev.
Er sei mit uns, dass wir sie halten können.

AMEN